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Ausangate Trek – Aufbruch in die Wildnis

Wandern in Peru
Into the Wild

Um 4:30 morgens klingelt der Wecker. Schnelles Zähneputzen und anziehen. Fürs Duschen ist keine Zeit. Schnell noch die Rucksäcke überprüfen, dann geht es los. Um 5 Uhr, bewundernswert pünktlich, steht unser Guide Carlos vor unserem Hotel in Cusco. Heute geht es los auf unseren zweiten großen Trek: zum Ausangate und dem Rainbow Mountain, dem bunten Wunder von Peru.

Wir springen ins Auto und das Abenteuer beginnt. Als wir den Stadtrand von Cusco passieren, geht langsam die Sonne auf. Unser Fahrer zeigt auf den Berg, der am Horizont durch die Wolken stößt: „Ausangate“, sagt er. Unser Ziel für die nächsten Tage. Wir haben vier Tage Trekking und circa. 40 Kilometer durch unwegsames Gelände in menschenfeindlicher Höhe vor uns.

Zwar sind wir relativ fit und haben uns ein halbes Jahr lang auf die Wanderungen in Peru vorbereitet, es ist uns jedoch klar, dass ein mehrtätiges Trekking mit Übernachtungen in Zelten auf mehr oder weniger bequemen Matten bei Temperaturen um 0 bis 5 Grad Celcius kein leichter Spaziergang sein wird. Zum Aufwärmen haben wir den Salkantay Trek auf eigene Faust gemacht und dabei schon mal erlebt, was es heißt unter Höhenkrankheit zu leiden.

Der Schwierigkeitsgrad der von uns gebuchten Ausangate-Wanderung wird vom Anbieter als moderat bis fordernd angegeben, was wir auch bestätigen können. Für die Wanderungen in der Gegend gibt es unzählige Angebote. Die Tagesetappen, die angebotenen Leistungen und die Preise variieren entsprechend. Wie schwierig die Wanderung für dich dann tatsächlich sein wird entscheidet die richtige Wahl einer passenden Tour, wie gut du an die Höhe akklimatisiert bist und ob das Wetter mitspielt. In den Anden ist das Wetter auch in der besten Reisezeit (Juni-September) oft unberechenbar und kann sich spontan vom blauen Himmel und Sonnenschein zu Unwetter, Schnee und heftigen Winden wandeln. Eine gute Ausrüstung und solide Vorbereitung sind gerade in solch abgelegenen Gegenden essentiell.

Nach zweieinhalb Stunden kommen wir in Tinki an, einem kleinen Dorf mitten in der Wildnis. Wir besorgen noch ein kleines Frühstück und haben die letzte Gelegenheit, „richtige“ Toiletten zu benutzen. Dass dies eine äußerst unangenehme Erfahrung war, braucht man nicht sonderlich erwähnen. Dann geht es weiter mit dem Auto, eine weitere Stunde bis zum eigentlichen Start des Treks bei Upis auf 4.300m Metern Höhe.

Wir werden von unserem Guide Carlos, den beiden Horsemen Pablo und Francesco sowie Santos, dem besten Koch der Welt, begleitet. Auch wenn das nach etwas viel Besatzung für uns zwei klingt, haben wir tatsächlich eine Gruppentour mit maximal acht Personen gebucht. Am Ende waren es aber nur wir beide. Ein besonders angenehmes „Extra“: unser Notfallpferd steht somit zu unserer alleinigen Verfügung und wir dürfen unsere Rucksäcke dem armen Tier aufbürden. 

An dem kleinen „Parkplatz“ treffen wir auf zwei weitere Reisende, ansonsten ist es im Vergleich zum Salkantay Trek menschenleeren. Wahrscheinlich liegt es daran, dass viele bereits in Tinki starten. Wir können gut und gerne auf die paar Kilometer verzichten, denn die besonders schöne Landschaft beginnt ab diesem kleinen Parkplatz in der Nähe von Upis, dem Startpunkt unserer Tour.  

Die Pferde werden beladen und nach einer Runde Sonnencreme geht es los. Die Intensität der Sonneneinstrahlung in dieser Höhe ist um ein Vielfaches stärker als auf dem Meeresspiegelniveaus. Ein guter Sonnenschutz für extreme Bedingungen ist somit dringend zu empfehlen.

Wir laufen entlang kleiner Bäche, rechts und links Alpaka und Lama Herden, ein wunderschöner Ausblick auf die Berge und hier und da wenige Vögel. Auch einzelne Pferde sind anzutreffen. Die ganze Umgebung ist irgendwie surreal.

Als wäre der 6400 Meter hohe, schneebedeckte Gipfel des Ausangate Bergs und die vielen Alpaka Herden nicht genug, treffen wir einen Kilometer nach dem Start auf eine Hirtin, die eine kleine Wildkatze gesehen hat und so freundlich war, es unserem Guide Carlos auf Quechua, der Sprache der indigenen Bevölkerung, mitzuteilen.

An unzähligen Alpaka-Herden vorbei führt uns der Weg durch die atemberaubende Landschaft mit den rudimentären Behausungen der hier ansässigen Hirten, kleinen Bächen und Flüssen und ansonsten…nicht viel. Könnte man sagen: es ist recht karg. Und dennoch wunderschön. Der Himmel kräftig blau, der Boden goldgelb, eine Farbe, wie sie typisch für Peru und vor allem für die Gegend um Cusco ist. Es ist menschenleer und vollkommen still. Nur wir, das Team, unzählige Alpakas und die Berge am Horizont. Weit fernab jeglicher Zivilisation.

Wir schauen in die Sonne und trauen unseren Augen nicht. Es hat sich ein Halo um sie gebildet. Dieses Phänomen kommt zum Vorschein, wenn das Sonnenlicht auf Eiskristalle in der Luft trifft und bricht. Zwar soll es gar nicht so selten vorkommen, wir haben es jedoch noch nie sehen dürfen und sind von der Schönheit der uns umgebenden Natur schwer beeindruckt. Verlässt man Peru wieder, werden einen diese Momente nie wieder loslassen.

Wir laufen weiter und erreichen relativ früh unser Camp bei Upis Springs, direkt am Fuß des Ausangate. Hier gibt eine heiße Quelle, in der man gegen geringes Entgelt (10 PEN) baden kann. Heute ist es allerdings nicht möglich, weil das Becken gerade gereinigt wird. Wir haben vorab schon gelesen, dass die heißen Quellen nicht übermäßig hygienisch sein sollen, somit keine übermäßige Enttäuschung für uns. Nach den „heißen“ Quellen hätte man eh in die eisige Kälte gemusst.

Unsere Zelte – die Schlafzelte, das Essenszelt, das Toilettenzelt – sind bereits vom Team aufgebaut und wir freuen uns auf ein bisschen Ruhe. Nach einer kleinen Auszeit steht Tea Time mit heißer Schokolade und Popcorn an der Tagesordnung. Solange die Sonne scheint, ist es angenehm warm, so um die 10 Grad. Sobald aber gegen 18 Uhr Dämmerung einbricht, wird es auf dieser Höhe ein frostiges Vergnügen. Wir bleiben trotz der Kälte draußen am Fluss und beobachten, wie die Sonne hinter dem Ausangate untergeht.

Nach einem sehr leckeren Abendessen geht es für uns gegen 20 Uhr früh ins Bett, da der Wecker am nächsten Morgen um 5.30 Uhr klingelt. Die Höhenkrankheit hielt sich in Grenzen, aber heute schlafen wir auf knapp 4500 Metern über dem Meeresspiegel und nachts sind die Symptome schlimmer. Das „richtige“ Trekking fängt erst morgen an. Der erste Tag ist eher für die Anreise, Akklimatisierung und das Warmlaufen gedacht. Mit einem kurzen Gebet zu den Göttern der Kordilleren die Nacht zu überstehen, gehen wir schlafen.

Hier geht es zum Teil 2.

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