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Und wieder mal ein ganz tolles Vorbild für alle Reisebegeisterte: es gibt nicht DEN richtigen Zeitpunkt für eine Weltreise und man muss nicht unbedingt frisch von der Uni sein, um das Abenteuer zu wagen.
Britta (42) und Sascha (40) sind seit über 10 Jahren zusammen und kommen ursprünglich aus Duisburg. Vor ein paar Jahren sind sie an den Niederrhein gezogen und nun seit fast 8 Monaten in der Welt zuhause. Ihre bisher schönsten Orte, Budget und wie sie die Reise finanzieren verraten sie dir in dem spannenden Interview.
Wie lange seid ihr schon unterwegs und wie lange soll die Reise dauern?
Unsere Weltreise haben wir Ende März 2021 gestartet. Als grobes Ziel haben wir uns ein Jahr gesetzt. Da wir aber unsere Jobs gekündigt haben, entscheiden wir ganz spontan, wann diese Reise zu Ende sein wird.
Wie reist ihr?
Wir reisen mit dem Backpack, um stets flexibel zu sein. Bisher hat es sich allerdings so ergeben, dass wir zu 90% mit dem Auto unterwegs waren. Wir sind absolute Roadtrip-Fans und lieben das Freiheitsgefühl, welches man hat, wenn man mit dem Auto unterwegs ist.
Wie ist euer Reisestil?
Was den Reisestil angeht gehören wir zu den Menschen, die nicht auf jeden Euro achten. Wir brauchen keinen Luxus, ganz im Gegenteil, wir mieten uns aber auch gerne mal in eine besondere Unterkunft ein oder besuchen ein tolles Restaurant. Alles in Allem muss es sich finanziell gesehen die Waage halten, denn auch unserer Budget ist selbstverständlich begrenzt. Unser Fokus liegt ganz klar auf dem „Leben und Erleben“ und dementsprechend entscheiden wir uns, wofür wir mehr oder weniger Geld ausgeben möchten.
Seid ihr bisher mit dem gewählten Reisestil zufrieden?
Unser Reisestil passt für uns perfekt. Wir sind schon vor der Weltreise viel gereist und wussten daher ganz genau, wo unsere Prioritäten liegen und welche Art von Reisen uns am meisten Spaß macht. Natürlich sind wir auch offen für neues. Gerade das macht so eine Langzeitreise ja aus.
Gab es einen Auslöser für die Entscheidung, eine Weltreise zu machen?
Die Entscheidung zu unserer Weltreise war ein langer Prozess. Wir waren beide nicht mehr glücklich in unseren Jobs. Auf der Suche nach einer Perspektive war uns schnell klar, dass sich etwas radikal ändern musste und die Lösung nicht so aussehen konnte, sich einfach einen neuen Job zu suchen.
Dank Social Media wurden wir auf immer mehr Menschen aufmerksam, die ihren Traum von einer Langzeitreise wahr gemacht haben und somit fingen wir an, uns mit den Möglichkeiten zu beschäftigen. Zuerst schien uns das ganze total absurd, denn man kündigt doch nicht einfach so seine Jobs und reist um die Welt. So war zumindest unser erster Gedanke.
Wir hingen an all den vermeintlichen Sicherheiten, von denen wir glaubten, sie nicht einfach aufgeben zu können. Bis zu dem Punkt, wo die Belastung durch unsere Jobs immer größer wurde. Wir wussten, dass es so nicht weitergehen kann, überlegten, was im schlimmsten Fall passieren könnte und entschieden uns, es einfach zu machen. Nachdem diese Entscheidung einmal gefestigt war, gab es für uns kein zurück mehr, sondern nur noch dieses Ziel vor unseren Augen.
Wie lange habt ihr euch auf die Weltreise vorbereitet?
Ende 2019 nahmen die ersten konkreten Gedanken zur Weltreise ihren Lauf und wir beschäftigten uns viel mit Menschen, die es uns vorgemacht haben. Anfang 2020 wurde es dann konkret und wir fingen an uns einen Plan zu machen.
Wir erarbeiteten einen Sparplan, beschäftigten uns mit potentiellen Reisezielen und überlegten, was wir mit der Wohnung machen und wie wir es unserer Familie beibringen.
Dann kam Corona. Die wohl größte Herausforderung, die uns für unsere Weltreiseplanung wohl hätte erwarten können. Nachdem wir gemerkt haben, dass man nicht mehr planen kann, lösten wir uns ein wenig und beschäftigten uns in erster Linie nur noch mit dem Startdatum und unseren Kündigungsterminen.
Somit haben wir ziemlich alles sehr kurzfristig geplant und können sagen, dass es absolut gut funktioniert hat. Klar ist es wichtig, sich einen Überblick zu verschaffen, über laufende Verträge, Versicherungen und mögliche Kündigungstermine. Aber abseits dieser Dinge, tat es uns am Ende gut, gar keinen genauen Plan zu haben.
Habt ihr ein monatliches Budget festgelegt und wie hoch ist es?
Unser Budget lag Anfangs bei ca. 100€/Tag, aber in einigen Ländern wie z.B. die USA ist es kaum möglich das Budget einzuhalten, vor allem wenn man mit Mietwagen reist. Da wir bisher in vielen Ländern waren, die nicht gerade günstig sind, sind nicht wirklich im Budget:)
Wir reisen einfach gerne mit dem Auto, wenn es möglich ist, weil es uns die gewisse Freiheit gibt, die wir lieben. Mittlerweile passen wir uns den Umständen an, wobei wir immer gesagt haben, wir nutzen diese Zeit um das zu machen, wozu wir Lust haben.
Wie finanziert ihr die Weltreise? Habt ihr geerbt oder im Lotto gewonnen?
Wir hatten gut ein Jahr Zeit zu sparen und haben es geschafft, genau unser Sparziel zu erreichen. Wir sind der festen Überzeugung, dass man mit einem starken Willen und einem genauen Ziel vor Augen fast alles schaffen kann, was man sich vornimmt.
Uns hat es sehr geholfen, uns unser Budget vorher hoch anzusetzen und dieses Ziel nicht aus dem Auge zu verlieren. Dazu kam natürlich der Fakt, dass man auf Grund der langen Corona-Einschränkungen sowieso so gut wie nichts mehr machen konnte, was uns das sparen erheblich vereinfacht hat.
Wie steht es um eure Wohnung in der Heimat? Seid ihr zuhause noch gemeldet?
Wir haben lange überlegt, ob wir unsere Wohnung kündigen oder untervermieten, aber auf Grund der unsicheren Corona-Situation haben wir die Miete in unsere Kosten einkalkuliert. Sicher ein ungewöhnlicher Schritt, der definitiv überlegt sein muss.
Wenn wir gefragt werden würden, würden wir auf jeden Fall nicht empfehlen, die eigene Wohnung zu halten, denn es bedeutet einen nicht unerheblichen Kostenfaktor. Für uns aber war es die beste Lösung und wir würden auch aktuell keine andere Entscheidung treffen.
Da wir unsere Wohnung weiterhin halten, sind wir auch noch in Deutschland gemeldet.
Habt ihr das Arbeitsverhältnis ruhen lassen oder doch gekündigt?
Die Entscheidung zu dieser Reise war unter anderem ein Resultat aus einem Job, der uns belastet und unglücklich gemacht hat. Für uns stand tatsächlich erst die Entscheidung zur Kündigung und danach kam erst die Entscheidung zur Weltreise.
Wie habt ihr euch für die Reiseroute entschieden?
Zu Beginn der Planung sah unsere Route komplett anderes aus. Wir wollten die meiste Zeit in Asien, sowie Ozeanien verbringen. Das alles war auf Grund der Beschränkungen ziemlich schnell vom Tisch und daher planen wir nur noch spontan, schauen was möglich ist und auch worauf wir Lust haben.
Bei unseren Reisen vor der Langzeitreise war immer alles genau durchgeplant und es war erstmal schwierig, sich umzustellen und nicht zu wissen wie es weitergeht, aber diese Art von Reisen bietet einem ein extrem großes Freiheitsgefühl, welches wir unglaublich lieben und schätzen gelernt haben.
Welche Länder habt ihr schon besucht und welche sind noch geplant?
Gestartet sind wir in Costa Rica und waren dort für fast 7 Wochen unterwegs. Von dort aus ging es in die USA, wo wir insgesamt 8 Wochen waren. Im Sommer haben wir dann mit unserem eigenen Auto eine Rundreise durch Bosnien und Herzegowina, Montenegro und Kroatien gemacht.
Jetzt sind wir in Kanada, wo wir für 4 Wochen den Osten des Landes erkunden werden, danach geht es dann wieder in die Sonne. Wir haben Pläne Richtung Asien, die wir hoffentlich endlich umsetzen können, aber so wirklich fest planen kann man aktuell leider immer noch nicht.
Welcher Ort hat euch bisher am besten gefallen?
Wir sind große USA-Fans und waren schon einige Male dort, daher war es auch dieses Mal wieder für uns ein Highlight. Wir lieben die unendliche Weite, dieses unbeschreibliche Freiheitsgefühl, die freundlichen Menschen und die einzigartige, vielfältige Natur dort.
Los Angeles ist die Stadt unseres Herzen und wenn wir die Möglichkeit hätten, uns ein Traumhaus irgendwo auf der Welt zu bauen, dann wäre es ganz sicher dort. Während unserer Europareise haben wir außerdem Montenegro sehr ins Herz geschlossen. Auch hier hat uns die wunderschöne, vielfältige Natur fasziniert, die dieses kleine Land bietet.
Und welcher Ort oder welches Land hat euch überrascht?
New York City hat uns in einem Punkt negativ überrascht, und zwar in dem Sinne, dass es sich durch Corona für uns gefühlt sehr verändert hat. Auch hier, wie überall, waren viele Läden geschlossen, vor allem aber schockiert waren wir über stark angestiegene Anzahl an Obdachlosen auf den Straßen.
Das Stadtbild war ein ganz anderes als wir es vorher kannten. Um die Corona-Situation zu entlasten, wurden 10000 Obdachlose aus ihren Unterkünften in diversen Hotels in Midtown Manhattan untergebracht. Nach dem Ende des Lockdowns, also kurz bevor wir dorthin reisten, landeten diese Menschen wieder auf der Straße und blieben in ihrer neuen Umgebung.
Es war ein erschreckendes Bild für uns und weist sehr deutlich auf wohl eines der größten Probleme im Land hin – Obdachlosigkeit und Drogenmissbrauch. Nichts desto trotz ist NYC natürlich eine Traumstadt und hat unendlich viel zu bieten. Wir lieben es dort, aber die Schattenseite dieser Stadt hat uns ziemlich getroffen.
Positiv überrascht hat uns Montenegro. Wir haben zwar schon viel gutes über dieses kleine Land gehört, aber das es so extrem vielfältig ist, haben wir nicht erwartet.
Habt ihr auf der Reise etwas Negatives erlebt oder euch bedroht gefühlt?
Klar gab es auch nicht so tolle Erlebnisse auf unserer Reise, aber keine, bei denen wir uns wirklich bedroht oder unsicher gefühlt haben. In Costa Rica gab es eine brenzliche Situation mit einer Giftschlange bei einer Nachtwanderung, die unser Guide aber Gott sei Dank gut im Griff hatte. Das war auch schon die gefährlichste Situation auf unserer bisherigen Reise und das kann auch gerne so bleiben. Toi Toi Toi!
Was war bisher der schönste Moment auf der Weltreise?
Diese Reise hatte bisher unglaublich viele schöne Momente, zum Bespiel die beeindruckende Tierwelt in Costa Rica, wo einem Faultiere einfach am Strand über dem Kopf baumeln oder freilaufende Affen die Kekse klauen.
Wir machten Wanderungen, bei denen wir an unsere Grenzen kamen und teilweise dachten wir. wir schaffen es einfach nicht. Das Gefühl danach, wenn man voller Stolz merkt, wozu man doch in der Lage ist, ist einfach unbeschreiblich.
Und die besonders bedeutsamen sind auch die kleinen Momente, wie z.B. im Autokino in Santa Monica zu sitzen und den Lieblingsfilm unterm Sternenhimmel zu schauen, in Las Vegas einen Frozen Daquiri nach dem anderen zu trinken und einfach nur lachend über den Strip zu laufen oder in Montenegro beim Glamping im Liegestuhl zu sitzen und bei einer Flasche Wein die herrliche Natur zu genießen, während man über das Leben und die Zukunft spricht.
Das sind genau die Momente, die diese Reise ausmachen und bei denen man sich anschaut und weiß, dass es die beste Entscheidung seines Lebens war auf Weltreise zu gehen.
Was würdet ihr noch unbedingt machen wollen?
Immer und immer wieder den Westen der USA. Hier hängt unser Herz und in Los Angeles könnten wir einfach bleiben und nie wieder fort gehen.
Ist es nicht anstrengend ständig zusammen zu sein?
Da Sascha vorher im Homeoffice tätig war und auch Britta ihr letztes Arbeitsjahr im Homeoffice verbracht hat, waren wir es bereits gewohnt „aufeinander zu hocken“.
Nichts desto trotz ist so eine Langzeitreise und vor allem der damit einhergehende neue Lebensabschnitt nochmal eine komplett andere Geschichte. Wir reisen ja nicht nur zusammen, sondern müssen zeitgleich Dinge verarbeiten und uns überlegen, wohin uns diese Reise führen soll.
Das alles führt selbstverständlich auch zu Spannungen, da man auch immer mit Sorgen und Ängsten zu kämpfen hat. Wir denken, am Ende ist es wichtig, über alles reden zu können und sich gegenseitig stets zu unterstützen. Dabei lassen wir uns aber auch unsere persönlichen Freiräume, was rein räumlich natürlich nicht so einfach ist, aber mit ein paar Kopfhörern oder einem Buch kann man sich eigentlich immer ganz gut „zurückziehen“.
Wie habt ihr den Mut gefunden, in Zeiten der Pandemie loszufahren?
Die Entscheidung zu unserer Reise fiel bereits vor der Pandemie und da es wirklich ein langer Weg zu dieser Entscheidung war, gab es für uns mit Beginn der Pandemie auch kein Zurück.
Natürlich haben wir, wie die meisten Anderen sicher auch, nicht damit gerechnet, wie lange sich das ganze hinziehen würde und wie sehr es das Reisen selbst jetzt noch beeinträchtigt. Aber wann genau ist der „richtige Zeitpunkt“ für so eine Reise?
Statt an der Pandemie zu verzweifeln, haben wir versucht die positiven Seiten der ganzen Sache zu sehen, z.B. das weniger Touristen als jemals zuvor unterwegs sein würden und dass wir all den Menschen, die vom Tourismus leben, während der schweren Zeit etwas Gutes tun.
Wie haben Familie und Freunde auf die Entscheidung zur Weltreise reagiert?
Unser Umfeld hat auf unseren Plan geteilt reagiert. Manche waren von Anfang an begeistert und haben uns applaudiert, andere waren skeptisch und voller Sorgen, wiederum andere haben das ganze gar nicht so ernst genommen und vermutlich als Schnapsidee abgetan.
Vermisst ihr euer eigenes Bett?
Vorher im Urlaub war es tatsächlich das Erste, woran wir mit einem weinenden Auge gedacht haben. Und natürlich vermissen wir unser eigenes Bett jetzt auch manchmal, aber wirklich nur an den Tagen, an denen die Unterkunft nicht so schön ist bzw. das Bett ungemütlich 🙂
Macht ihr euch Gedanken wegen der Altersvorsorge?
Über die Altersvorsorge machen wir uns tatsächlich aktuell gar keine Gedanken. Wir haben natürlich auch schon ein paar Jahre in die Rentenkasse eingezahlt bzw. neben der gesetzlichen auch eine private Vorsorge getroffen.
Andererseits denken wir, wer kann uns sagen, was in 20-30 Jahren aus all dem wird. Wir schauen mal, was nach unserer Weltreise kommt und entscheiden dann entsprechend, welche Vorsorgemaßnahmen wir zukünftig noch treffen werden oder müssen, um im Alter abgesichert zu sein.
Würdet ihr aus heutiger Sicht bei der Planung der Reise etwas anders machen?
Nein, wir haben fast alles sehr kurzfristig geplant und sind froh darüber, da wir dadurch gelernt haben, etwas von dieser Planungssicherheit loszulassen, die uns vorher immer wichtig war.
Während der Reise würden wir sicherlich das ein oder andere anders machen, aber wir sind nicht die Sorte Mensch, die sich im Nachhinein ärgert oder zu lange auf Dinge zurückblickt. Wir schauen nach vorne und jeder Schritt im Leben, auch wenn es ein Schritt in eine große dreckige Pfütze war, hat einen Sinn, da glauben wir fest dran. 😉
Was würdet ihr denen raten, die eine Weltreise machen wollen würden?
Glaubt an euch und lasst euch durch negative Stimmen nicht beeinflussen. Überdenkt das ganze nicht so sehr und lasst eure Ängste und Sorgen nicht Überhand gewinnen. Stattdessen überlegt einfach so wie wir, was im schlimmsten Fall passieren könnte.
Vertraut eurer eigenen Entscheidung, spart so viel ihr könnt und und wenn ihr reist, gebt euch Zeit alles zu genießen und auch zu verarbeiten. Diese Reise wird, egal wohin sie führt, das größte Abenteuer eures Lebens werden, also: Go for it! 🙂
Wo kann man eure Reise verfolgen?
Unsere Reise könnt ihr in erster Linie auf Instagram verfolgen, aber auch bei Facebook, Pinterest oder auf unserem Blog www.duichunddiewelt.de. Für den Blog haben wir leider noch nicht so viel Zeit gefunden, wie wir uns gewünscht hätten, werden aber in Zukunft intensiver daran arbeiten und hoffen, dass wir viele Menschen mit unserer Reise inspirieren und motivieren können. Also schaut einfach mal rein und übrigens freuen wir uns auch immer über Feedback. 🙂
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