Birgit und Klemens sind seit zwei Jahren auf einer Open-End Langzeitreise in Südamerika und sind in meinen Augen nicht „nur“ Reisende, sondern richtige Abenteurer. Denn meiner Meinung nach gibt es zwischen Reisen und Abenteuer schon einen Unterschied, der ein wenig in die Richtung der Abgrenzung zwischen „Urlaub“ und „Reise“ geht. Auch zu einer „typischen“ Reise gehört eine ordentliche Portion Mut. Für ein Abenteuer wie die zwei es leben, braucht es noch eine Portion mehr.
Denn am Ende der Welt mitten im nirgendwo im Schnee für die Nacht zu parken, oder am selben Ende ganz allein Bergtouren zu unternehmen, entlegenste Orte in menschenleeren Landschaften aufzusuchen und wirklich nur auf sich allein und das Fahrzeug zu vertrauen, kann wirklich nicht jeder.
Ein wundervolles Interview über ihre schönsten Erlebnisse, Budget, Finanzierung und das Fahrzeug, garniert mit atemberaubenden Bildern!
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Das Wichtigste zuerst: wie alt seid ihr und wo kommt ihr her?
Ich bin Birgit, bin vor Kurzem 33 Jahre alt geworden (da muss mir Klemens meist helfen, weil ich das immer vergesse 😊). Ich kommen aus Österreich, genauer aus Innsbruck in Tirol und habe Medizin studiert.
Ich, Klemens bin 31 Jahre alt, komme auch aus Tirol, aus einem Ort nahe Innsbruck und bin Maschinenbau Ingenieur.
Obwohl wir eigentlich so nahe voneinander aufgewachsen sind, haben wir uns erst kennengelernt, als Klemens schon in Graz studiert hat. Wir haben also ziemlich lange eine Fernbeziehung geführt und auch noch nie zusammengelebt, also in einer normalen Wohnung in einem normalen Alltag. Immer nur im Auto, auf unseren Reisen😊
Wie lange seid ihr schon unterwegs und wie lange möchtet ihr insgesamt unterwegs sein?
Unsere Reise haben wir genau zu Silvester 2019/2020 angetreten, 10 Minuten vor Mitternacht ist unser Flieger von Lissabon gestartet. Ziemlich lustig eigentlich, denn wir hatten durch den Autobau deutlich Verspätung. Ursprünglich wollten wir schon ca. 1 Jahr vorher abreisen. Mir hat das ziemlich zu schaffen gemacht, sodass Klemens mir irgendwann versprochen hat, dass das Auto 2019 fertig wird und wir ganz sicher unsere Reise noch im Jahr 2019 starten werden.. naja um 10 Minuten…Da lacht er immer und sagt „Schau, ich hab‘s dir ja gesagt“!
Wir wollten etwa 1 – 1 ½ Jahre unterwegs sein. Allerdings war nie ein bestimmtes Enddatum ausgemacht und wir haben auch keine Verpflichtungen, zu einer bestimmten Zeit wieder daheim zu sein. Wir sind also „open end“ losgefahren. Nun sind es schon fast 2 Jahre und durch die Pandemie hat sich natürlich auch einiges verändert, da wir nicht so reisen konnten wie geplant. Also sind wir immer noch hier.
Wie reist ihr? Wie ist euer Reisestil?
Wir reisen mit unserem eigenen Fahrzeug (Puch G 290 GD), das wir zu Hause zu einem Camper umgebaut und anschließend nach Südamerika verschifft haben.
Wir leben wirklich in unserem Auto, wir kochen und schlafen also auch im Auto (außer natürlich bei Bergtouren, dann tauschen wir unser Auto schon mal gegen ein Zelt).
In Hostels oder Hotels sind wir nie (das letzte richtige Bett ist also schon eine Weile her). Auch sind wir eigentlich nie auf Campingplätzen, sondern stehen immer wild. Das ist hier zum Glück meist recht einfach. Vielleicht mal in einer größeren Stadt, aber in den fast 2 Jahren kann man das an einer Hand abzählen.
Normal kochen wir selbst, aber ab und zu gehen wir auch gerne essen. Vor allem nach der Pandemie war es schon mal schön, nicht immer kochen zu müssen. 😉 Und wir genießen es die lokale Küche zu probieren, das gehört für uns zum Reisen dazu.
Wie viel Geld wir ausgeben hängt ganz davon ab wie viel wir fahren, ob Reparaturen anliegen etc.
Seid ihr mit eurem Reisestil zufrieden?
Ein ganz klares JA. Das ist genau unsere Art zu reisen. Die Flexibilität ist einfach unbezahlbar. Man ist unabhängig, kann sich seine Ziele selbst aussuchen, ganz nach dem eigenen Tempo. Man hat sein Haus immer dabei, kann also überall eine Jausenpause einlegen oder zum Übernachten bleiben.
Die „Belastung“ durch das Fahrzeug gibt es hier und da. So muss man manchmal wegen Einbrüchen vorsichtig sein und sich gut überlegen, wo man das Auto parkt und kann vielleicht nicht immer unbeschwert durch die Stadt spazieren.
Das Auto will auch gewartet werden und manchmal liegen Reparaturen an, was meist mit Zeit, Mühe und Kosten verbunden ist.
Aber in unseren Augen überwiegen die Vorteile bei Weitem. Für uns ist das Reisen mit dem eigenen Auto der perfekte Kompromiss aus Nähe zu Land und Leuten und doch auch große Distanzen zurücklegen zu können.
Mit dem „eigene Schneckenhaus“ am Rücken zu reisen hat seinen ganz eigenen Reiz. Man hat eben die Freiheit hinzufahren, wohin man möchte, zu schlafen, wo es einen hin verschlägt und das mit einem gewissen Komfort, den man mit dem Fahrrad oder Motorrad zum Beispiel nicht hat (auch in verschiedenen Klimazonen/Jahreszeiten). Noch dazu ist man nicht von Unterkünften etc. abhängig und kann sich unterwegs selbst verpflegen.
Ein weiterer Vorteil für uns ist, dass wir im Auto unsere ganzen Sportsachen verstauen können, um auch auf Reisen Aktivitäten wie Skitouren gehen, Eisklettern, Bergsteigen, Klettern etc. nachgehen zu können. Das braucht natürlich alles seinen Platz.
Habt ihr den Traum von einer Reise mit eigenem Fahrzeug schon immer gehabt oder hat sich das erst im Laufe des Reiselebens entwickelt?
Klemens war schon als Kind mit seinen Eltern auf diese Art unterwegs, also ist er schon vorbelastet. Mit meinen Eltern waren wir auch immer Campen. Irgendwie war also Hotelurlaub sowieso nie etwas für uns.
Ihr seid ja schon mal mit eurem ersten Fahrzeug Fiat Panda (Namensgeber des Blogs) bis nach Kirgistan gefahren. War das eine Test-Reise für die Panamericana?
Genau, unsere erste größere Reise (sozusagen die Feuertaufe) war 2015. Da sind wir mit einem kleinen alten Fiat Panda gemeinsam nach Kirgistan gefahren. Und da wussten wir, das ist es für uns.
Es war aber nie als Testversuch geplant. Ich hatte mein Studium gerade fertig und wollte einfach etwas von der Welt sehen. Da haben wir uns überlegt, was wir uns vorstellen und so ist es eine Autoreise in den Osten geworden. Die Fahrzeugwahl war damals recht schnell erledigt, denn das war das einige Allradauto, das wir uns zu der Zeit leisten konnten. 😀
Auf der Fahrt retour nach Hause ist dann schon der Wunsch nach der nächsten Reise entstanden und auch, dass es eine Längere sein soll. Die Reise nach Kirgistan war toll, aber da haben wir gemerkt, dass wir uns mehr Zeit auf Reisen nehmen wollen. Um das Land kennenzulernen, auch mal Zeit zu haben zu warten, falls das Wetter gerade schlecht sein sollte, um Bergtouren zu machen und auch mal an einem Ort zu rasten, der uns gefällt.
Warum habt ihr euch für dieses Fahrzeug entschieden?
Wir wollten ein geländegängiges Reisefahrzeug unter 3,5 Tonnen. Da uns der „G“ einfach gut gefällt und die üblichen Verdächtigen wie Toyota oder Landrover bei uns nicht die gleichen Emotionen weckten, war die Sache relativ schnell klar. Dass es noch dazu ein Auto „Made in Austria“ ist, ist für uns ein schöner Bonus.
Und wir haben unsere Wahl bisher auch nicht bereut. Noch dazu haben wir das Auto ja selbst genau nach unserem Wünschen umgebaut, somit funktioniert das Konzept für uns super.
Allerdings braucht es für ein solches Abenteuer nicht das tollste und bestausgestattete Allradmobil. Immerhin hat uns zuletzt der kleine Panda auch an den weiten Weg an unser Ziel gebracht.
Wie oben schon erwähnt finden wir diese Reiseart für unsere Bedürfnisse perfekt. So können wir eine große Strecke wie z.B. die Panamericana in einem für uns möglichen Zeitraum bereisen und dabei auch noch unserer Leidenschaft für die Berge nachgehen. Noch dazu kommt man mit diesem Auto an wirklich bemerkenswert abgelegene Örtchen.
Wie hoch ist der Spritverbrauch?
Zwischen 13,5 l auf Asphalt und open end. 😉
Nein, nein meistens ist es unter 15l , wenn es ab ins Gelände/ in die Höhe oder durch den Schnee geht, verbraucht er natürlich schon deutlich mehr.
Dusche und WC habt ihr nicht im Auto nehme ich an?
Wir haben ein Duschsystem mit Warmwasser (beim Fahren wärmt der Motor einen kleinen Wassertank). Auf der Reise haben wir uns dafür auch eine Wanne und einen Vorhang machen lassen, sodass wir damit auch innen duschen können. Das funktioniert super!
Toilette haben wir aber keine. Da wir meist sowieso irgendwo frei in der Natur stehen, stört uns das kaum. Der Gang mit dem Spaten ist einfach zum Alltag geworden. In der Stadt oder auf der Fahrt muss man sich eben etwas suchen, das war aber bisher auch nie ein Problem. Je nach Reiseziel kann das natürlich variieren, so würden wir uns zum Beispiel für eine Europareise jedenfalls eine Nottoilette zulegen.
Wann habt ihr die Entscheidung getroffen, eine Langzeitreise zu machen?
Die Entscheidung, Südamerika zu bereisen, ist vermutlich damals auf der Heimfahrt von Kirgistan entstanden. Von Anfang an wollten wir uns aber darüber hinaus kein Ziel oder kein bestimmtes Zeitfenster setzen, da einen das schon irgendwie beeinflusst. Wir wollten einfach erleben, wie es ist, vor Ort nach Lust und Laune zu entscheiden. Ob wir dann weiter nach Nordamerika fahren oder vielleicht danach noch über Afrika nach Hause fahren … wer weiß 😉
Gab es besondere Herausforderungen bei der Vorbereitung?
Also unsere einzige, aber größte Herausforderung war der Autobau. Dafür hatten wir 1 Jahr eingerechnet, es hat aber 2 Jahre und etliche Nerven (vor allem meinerseits) gekostet. Dabei haben wir am Schluss einige Sachen bewusst „gestrichen“, sonst würden wir vermutlich immer noch in der Werkstatt stehen. Dann war da noch die Verschiffung des Autos zu organisieren, aber alles andere haben wir kurz vor Reiseantritt (als das Auto endlich unterwegs war) erledigt. Viel braucht es für so eine Reise nicht.
Wie viel hat die Anschaffung des Fahrzeugs gekostet?
Das Auto haben wir für 12.500 € gekauft.
Habt ihr das Auto umbauen müssen? Und habt ihr viel davon selbst gemacht?
Oh ja!
Wir haben den Wagen selbst restauriert sowie um- und ausgebaut. Allerdings ist das Projekt etwas ausgeartet, wir haben ihn wirklich bis zur letzten Schraube zerlegt und dann neu aufgebaut. Das war natürlich eine spannende Zeit, aber es hat deutlich länger gedauert und auch viel mehr Nerven gekostet, als gedacht. Zum Glück hat mir das vorher niemand gesagt, sonst hätte ich da bestimmt nicht mitgemacht 😊
Aber dafür hat er jetzt einen Campingaufbau mit festen Seitenwänden aus GFK Sandwichpaneelen, ein Aufstelldach, Kocher, Dusche und vieles mehr. Im Großen und Ganzen sind wir sehr zufrieden mit dem Ergebnis, natürlich gibt es ein paar Dinge die wir in Zukunft noch ändern wollen (vor allem Klemens führt glaub ich schon eine Liste im Kopf).
Wie hoch waren die Kosten für die Aufrüstung/Vorbereitung des Fahrzeugs?
Das ist ungefähr genauso ausgeartet wie die Zeit. 😊 Allein schon all die Materialkosten selbst und dann zahlt man natürlich auch eine Menge „Lehrgeld“, wenn man Dinge zum ersten Mal macht.
Wir haben auch unterschätzt, was alleine schon die Restauration des Autos verschlingt:
- Restaurierung: € 20.000
- Kabine mit Aufstelldach: €10.000
- Campingausbau mit Lackierung, Innenausbau mit Equipment, Kocher, Elektrik etc: € 10.000
Klingt viel, aber das meiste sind kleine Summen, die sich summieren. Dafür ist in diesen Zahlen aber wirklich alles dabei: jeder kleine Pinsel, jedes Klebeband, Putztücher … wirklich alles!
Wie hoch waren die sonstigen Kosten im Vorfeld?
Die Verschiffung war auch noch teuer (siehe unten). Dann noch die Reiseversicherung: die haben wir für 1 ½ Jahre abgeschlossen, das waren je € 49 / Monat.
Für die Reise haben wir uns noch ein paar „elektronische Luxusartikel“ gegönnt, wie z.B.: eine Drohne, gopro, Festplatten etc. Das haben wir aber gebraucht gekauft, so waren die Kosten überschaubar.
Ansonsten haben wir nichts Neues gebraucht. Kleidung und Sportausrüstung haben wir das mitgenommen, was wir zu Hause hatten. Und wir hatten auch das Glück, dass uns Scarpa, Arcteryx und Atomic mit ihren Produkten für die Reise unterstützen.
Wie viel hat die Verschiffung gekostet? War diese problematisch?
Bei der Verschiffung haben wir uns für die etwas teurere (aber sicherere) Variante mit Container entschieden: das kostete uns ca. 3.500 €. (Shared Container von Basel aus nach Montevideo, mit allen Kosten auch vor Ort).
Zuerst haben wir haben eine Weile überlegt, ob wir das Auto mit der billigeren Variante RoRo (Roll on Roll off) verschiffen sollen. Haben aber dann von vielen Einbrüchen und Diebstählen gelesen, sodass wir uns für einen Container entschieden haben. Wir wollten die Reise auch unbeschwert starten.
Zum Glück hat uns die Firma mit einem anderen Reisenden bekannt gemacht, sodass wir uns einen Container (und damit die Kosten) teilen konnten. Dieser hat von Basel aus über den Rhein nach Antwerpen bis Montevideo verschifft und da haben wir uns angeschlossen.
Habt ihr ein monatliches Budget festgelegt und wie hoch ist es?
Nein, wir haben kein fixes Budget. Wir führen zwar Buch und haben es ein wenig im Auge, aber wir reisen einfach bis das Geld aus ist oder wir keine Lust mehr haben. 😊
Das bringt enorm viel Ruhe in die ganze Sache. Vor der Reise haben wir überlegt, wie viel wir wohl brauchen werden, wie lange wir mit den Ersparnissen auskommen etc.
Doch dann ist uns irgendwann klar geworden, dass es eigentlich egal ist, weil wir auch bereit dazu wären eh alles auszugeben, aber auch nicht an jeder Ecke sparen und die Reise genießen wollen.
Wie viel wir nun brauchen, hängt stark davon ab, wie viel wir fahren, da Sprit natürlich ein großer Kostenpunkt ist. Und natürlich auch von unvorhergesehenen Kosten wie Ersatzteilen etc.
Allerdings brauchen wir monatlich weniger, als wir anfangs dachten. Noch dazu kommt, dass der argentinische Peso (leider für die Bevölkerung hier) in den Keller gerauscht ist, was das Reisen für uns momentan günstiger macht (Stichwort Blue Dollar und Wechseln über Western Union).
Die Kosten teilen sich auf in:
- 50 % Essenskosten
- 40 % Diesel und Autokosten wie Service, Ersatzteile etc.
- 10 % sonstiges: Versicherung ,Nationalparks, Eintritte, Gas zum Kochen, Handykosten, Wäsche …
Wir kommen so auf 600-800 €/ Monat, wobei neue Reifen hier z.B. extrem teuer sind, die heben den Schnitt ganz schön. 😊
Konntet ihr bis jetzt euer Budget einhalten?
Da wir keine Vorgabe hatten, ja. 😉
Aber wir brauchen weniger als gedacht. Um ein Gefühl zu bekommen, haben wir vorher auf den Blogs von anderen Reisenden gelesen, da waren die aufgeführten Kosten viel höher.
Wie finanziert ihr die Weltreise? Habt ihr geerbt oder im Lotto gewonnen?
Wir arbeiten kaum von unterwegs. Auch weil wir gerne frei reisen, ohne an Termine und Internetverbindung gebunden zu sein.
Wir haben vor der Reise gearbeitet und gespart und leben jetzt von den Ersparnissen. Alles, was zu Hause Kosten verursachen würde, haben wir gekündigt.
Macht ihr euch Gedanken wegen Altersvorsorge?
Hmm ja, das ist schon ein Punkt, der uns beschäftigt. Wir zahlen auch jetzt einen geringen Teil in die Pensionskasse ein. Wir wollen (und können) aber auch nicht ewig reisen, sondern wir wissen, dass die Reise ein Enddatum hat und wir danach wieder voll ins Arbeitsleben einsteigen werden.
Wie steht es um eure Wohnung in der Heimat?
Wir haben beide vorher (günstig) in einer WG gemietet und haben vor der Reise alles gekündigt. Die Zeit vor Reiseantritt haben wir zum Glück Unterschlupf bei Klemens Eltern gefunden. Wir sind aber zu Hause noch gemeldet.
Habt ihr das Arbeitsverhältnis ruhen lassen oder doch gekündigt?
Anfangs wäre eine Auszeit schon verlockend gewesen oder Sabbatical, aber das war bei uns gar nicht möglich. Im Nachhinein zum Glück, denn nach der Kündigung haben wir beide noch eine ganz Weile zu zweit Vollzeit am Auto gearbeitet, dann wäre die ganze Auszeit vermutlich dafür draufgegangen 😀
Noch dazu hätten wir dann wieder ein Enddatum gehabt, somit wurde es die Kündigung. Und das war auch die richtige Entscheidung für uns. Natürlich gibt man dafür auch eine gewisse Sicherheit auf, aber das ist es auf jeden Fall wert. Die Fahrt nach Hause nach dem letzten Arbeitstag war sicherlich ein besonderer Moment- mit einem dicken Grinsen im Gesicht und dem Gefühl „ich hab‘s echt getan!“
Welche Länder habt ihr schon besucht und welche sind noch geplant? Wollt ihr die komplette Panamericana fahren?
Gestartet sind wir in Uruguay, dann nach Argentinien und in den Süden bis nach Ushuaia, mit einem kleinen Abstecher nach Chile.
Und in Ushuaia, der südlichsten Stadt der Welt sind wir dann 11 Monate festgesessen 😊
Seit Februar 2021 sind wir wieder unterwegs. Allerdings nur in Argentinien, da die Grenzen bis Anfang November geschlossen waren.
Seit November ist alles anders, nun waren wir schon in Paraguay und seit Dezember sind wir in Bolivien. Wenn möglich wollen wir noch nach Peru, Kolumbien etc.
Wie weit wir dann tatsächlich kommen und ob wir auch Nordamerika mitmachen, steht in den Sternen. Planen ist in diesen Zeiten sowieso kaum möglich, also nehmen wir es, wie es kommt.
Auslassen werden wir (leider) vermutlich Chile, da momentan die Landgrenzen noch zu sind und wir auch nicht unbedingt wieder in den Süden fahren wollen. Das kann sich natürlich aber auch ändern, wenn wir z.B. im Norden irgendwo nicht weiter kommen. Da sich unsere Route von Anfang an auf den Westen Südamerikas entlang der Anden konzentriert hat, wird auch Brasilien noch auf eine andere Reise warten müssen.
Wie habt ihr euch für die Reiseroute entschieden (Nord vs. Süd)?
Unser Reiseziel war vor allem Südamerika, somit war der Startpunkt festgelegt. An das südliche Ende zu fahren, dort umzudrehen und entlang der Anden in den Norden zu fahren, hat uns sofort begeistert. Da wir beide auch nicht gerne am Strand liegen und die Berge uns faszinieren, war das vermutlich auch gleich klar.
Gibt es bei euch eine festgelegte Route oder plant ihr von unterwegs und eher spontan?
Es gibt nur die grobe Route „ in den Norden eher entlang der Anden“, aber eigentlich entscheiden wir alles während der Reise. Man kann auch für einen so großen Bereich nicht alles im Voraus bis ins Detail planen. Also zumindest wir können das nicht. 😊
So haben wir uns zum Bespiel erst vor Kurzem entschieden quer durch Argentinien in den Nordosten zu fahren um die Iguazu Wasserfälle zu sehen.
Oft ist es auch so, dass man sich vor Ort erst genauer damit beschäftigt, was es in der Umgebung Schönes zu sehen gibt, oder man bekommt ein paar Tipps. Es wäre auch schade, wenn einen ein zu strikter Reiseplan davon abhält, spontanen Reisetipps zu folgen oder die Landschaft mal auf eigene Faust zu erkunden.
Sprecht ihr Spanisch? Sind eurer Meinung nach gute Spanisch Kenntnisse für die Panamericana unabdingbar?
Haha, das fragen uns irgendwie alle. Als wir hier angekommen sind, haben wir beide kein einziges Wort spanisch gesprochen. Ich wollte es vorher mal mit einer App ein wenig lernen, aber bei dem ganzen Autobau und neben der Arbeit ist das komplett untergegangen. Allerdings haben wir uns da nie Sorgen gemacht. Vielleicht auch, weil auf unserer letzten Reise die Sprache von Land zu Land gewechselt hat (und dazu noch die Schrift) und das auch problemlos geklappt hat. Das hätte ewig gedauert, all die verschiedenen Sprachen zu lernen.
Alle Leute hier sind sehr bemüht und mit Hand und Fuß kommt man eigentlich zu allem, was man braucht. Noch dazu lernt man ja einiges unterwegs. Mittlerweile können wir zumindest ein wenig Spanisch. Allerdings nicht annähernd gut, wenn man bedenkt, wie lange wir schon hier sind. 😀 Es ein wenig besser zu beherrschen wäre manchmal schon schön, auch weil man sich mit den Menschen hier besser unterhalten könnte. Aber es ist definitiv kein Hindernis und kein Muss in unseren Augen.
Welches Land/ welcher Ort hat euch bisher am besten gefallen?
Auf der aktuellen Reise haben wir bisher „nur“ Argentinien bereist, was ein wunderschönes und vielseitiges Land ist.
Von all den Ländern auf allen unseren Reisen würden sich vermutlich Iran und Türkei Platz eins teilen. Wobei man sagen muss, dass wir bisher noch in keinem einzigen Land waren, das uns nicht gefallen hat.
Und welcher Ort oder welches Land hat euch überrascht?
Die Stadt Ushuaia hat uns wirklich überrascht. Berühmt „nur“ als südlichste Stadt der Welt oder als Tor zur Antarktis, hat Ushuaia und die Insel Feuerland aber deutlich mehr zu bieten als den obligatorischen kurzen Zwischenstopp. Nach 11 Monaten müssen wir‘s ja wissen.
Habt ihr auf der Reise etwas Negatives erlebt oder euch bedroht gefühlt?
Nein, noch nie. Hin und wieder hat man vielleicht bei der Schlafplatzsuche ein mulmiges Gefühl, dann sucht man sich lieber einen anderen Platz, wo man sich wohlfühlt. Aber zum Glück haben wir bisher nie negative Erfahrungen gemacht.
Habt ihr Bedenken das Auto unbeaufsichtigt stehen zu lassen? Wie macht ihr das in Städten?
Also wir sind natürlich immer wieder in Städten, einkaufen etc. und auch mal was anschauen.
In kleineren Städten parken wir auch oft so, je nachdem was wir für ein Gefühl haben, oder ob es negative Berichte gibt etc. In den größeren Städten sind wir generell nicht so gerne und lange, sonst gibt’s da z.B. öfters große Einkaufszentren, wo der Parkplatz bewacht ist oder wir nehmen eben einen bewachten Parkplatz.
Angst haben wir nicht, aber manchmal ist es nicht so angenehm. Bevor man sich Sorgen macht lieber auf einen bewachten Parkplatz und die Zeit genießen.
Was war bisher der schönste Moment auf der Reise?
- Als wir das Auto endlich „fertig“ hatten und es nach 2 Jahren Bauzeit endlich in den Container nach Südamerika steckten.
- Das erste Mal die Berge El Chalten mit eigenen Augen zu sehen.
- Die gelungene Flucht von Tierra del Fuego nach einem langen Papierkrieg und 11 Monaten Lockdown.
- Die vielen Begegnungen in unserer Zeit hier, aus denen neue Freundschaften entstanden sind.
Was würdet ihr noch (Mal) unbedingt machen wollen?
Wegen der Pandemie konnten wie leider nicht wie geplant die Carretera Austral in Chile nach Norden fahren. Dafür haben wir wunderschöne Orte auf der argentinischen Seite gesehen, die wir sonst sicher „verpasst“ hätten. Noch einmal werden wir sicher El Chalten besuchen und ein großer Traum wäre eine Reise in die Antarktis von Ushuaia aus… irgendwann einmal.
Sind 24/7 über Monate hinweg auf engstem Raum nicht anstrengend? Wie sieht es mit persönlichen Freiräumen aus?
Freiräume hat man klarerweise deutlich weniger als zu Hause, aber es funktioniert wirklich gut.
Und sonst wir dann eben mal gestritten, das gehört auch dazu. Wichtig für uns ist dabei nur, dass man sich immer trotzdem an gewisse Regeln hält, wie z.B. nicht einfach wegzulaufen, den anderen im Stich zu lassen oder Ähnliches. Wir denken, es ist ganz normal, dass man sich nicht immer versteht und der andere darf einem auch mal auf die Nerven gehen. Wir würden es ehrlich gesagt komisch finden, wenn es nicht so wäre.
Habt ihr auf der Reise mal eine Panne gehabt? Waren am Fahrzeug größere Reparaturen notwendig?
Nach so langer Zeit geht schon mal was kaputt, aber wirklich auf der Straße hängen geblieben sind wir bisher nie. Die größte Reparatur bisher war ein Tausch der Radlager und das Ersetzen der Viskokupplung des Lüfters. Die Arbeit konnten „wir“ (also Klemens) zum Glück selbst erledigen, nur das Warten auf Ersatzteile kann oft dauern.
Wie schwierig sind die Grenzübertritte mit einem Fahrzeug? Habt ihr ein paar Tipps für die Grenzen?
Wir hatten nie Probleme, hier in Südamerika ist es sowieso ziemlich entspannt. Da waren die Grenzen in den Osten teilweise schon aufregender.
Aber ruhig und locker bleiben. Und das Zollpapier nie verlieren 😉 (am besten gleich ein Foto davon machen).
Gab es schon mal Visa Probleme?
In Südamerika muss man angenehmerweise vorab keine Visa beantragen. Allerdings haben wir während der Pandemie die Zeit überschritten und mussten bei der Aus- bzw. Wiedereinreise Strafe zahlen. Aber unter normalen Umständen gibt es eigentlich keine Probleme.
Habt ihr keine Angst, mitten in den entlegensten Regionen der Erde zu stehen?
Nein, je entlegener desto sicherer unserer Meinung nach. Wir versuchen eher das Übernachten in großen Städten zu meiden.
Wie habt ihr den Mut gefunden, in Zeiten der Pandemie loszufahren?
Naja viel entschieden haben wir da nicht, wir sind nur circa zwei Monate vor der Pandemie abgereist und dann hat es uns kalt erwischt. Da die Situation zu Hause aber auch nicht viel besser war, haben wir beschlossen, es auszusitzen.
Noch dazu, weil wir nach dem langen Autobau ja gerade erst losgefahren sind. Dass daraus dann 11 Monate werden, hätten wir uns natürlich auch nie gedacht. Zum Glück haben wir das vorher nicht gewusst.
Wie hat die Familie auf die Entscheidung zur Langzeitreise reagiert?
Unsere Familie und Freunde haben uns bzgl. unserer Pläne immer unterstützt und verstanden. Zu Beginn der Pandemie gab es aber schon den ein oder anderen Anruf, ob wir nicht lieber doch nach Hause fahren wollen.
Fehlt euch nicht das Zuhause? Auch wenn ihr das eigene Bett immer dabei habt…?
Zugegeben kaum. Fehlen ist vielleicht das falsche Wort, wir freuen uns eher auf daheim. Aber noch wollen wir nicht zurück. Es gibt schon immer wieder Momente, wo man gerne zu Hause wäre und man verpasst auch vieles daheim. Das ist natürlich schade, aber das muss man wohl in Kauf nehmen, wenn man so eine Reise machen will.
Würdet ihr aus heutiger Sicht bei der Planung der Reise etwas anders machen?
Wir würden definitiv nicht wieder einen so komplexen Autoumbau mit einem „fixen“ Reisedatum direkt danach angehen. Das macht den Bauprozess zu stressig.
Was würdet ihr denen raten, die auch so eine Reise machen wollen würden?
Einfach machen und das realisieren was möglich ist, anstatt sein Leben lang auf den richtigen Moment zu warten oder auf den „perfekten“ Reise LKW zu sparen.
Würdet ihr eine Panamericana-Reise auch einer Familie mit kleinen Kindern empfehlen?
Bis jetzt haben wir nur einen kleinen Teil der Panamericana gesehen, aber wir wüssten nicht, was dagegen spricht. Das muss natürlich jeder für sich selbst entscheiden, aber es gibt genügend Beispiele dafür.
Wo kann man eure Reise verfolgen?
Auf Facebook und Instagram findet man uns unter dem Namen @4x4panda.at
Und auch unsere Homepage lautet www.4x4panda.at (eine kleine Erinnerung an unsere erste Reise), allerdings führt unser Blog ein etwas stiefmütterliches Dasein und ist alles andere als up to date.
Jetzt kommt aber die Regenzeit auf uns zu, da können wir vielleicht wieder ein bisschen aufholen. 😉
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